Die Stadt Boppard gehört zu den ältesten Orten, an denen sich Menschen in größerer Zahl ansiedelten.
Jüngste Ausgrabungen belegen, dass bereits vor mehr als 13.000 Jahren, also zu einer Zeit, als in der Eifel die Vulkane noch aktiv waren.
Und auf dem Gebiet der heutigen Stadt Boppard war es die Niedersburg, wo die geographischen Bedingungen die günstigsten Voraussetzungen für eine auf Dauer angelegte Besiedelung boten.
Siedlungen sind nämlich stets an äußere Bedingungen gebunden, unter denen dem fließenden Wasser eine ausschlaggebende Bedeutung zukommt, sei es als Trinkwasser, sei es zur Betreibung von Mühlen, sei es - und das ist ein sehr wichtiger Punkt - zu Zwecken der Kanalisation.
In dieser Hinsicht boten die Verhältnisse an der Mündung eines so starken Bachs wie des Mühlbachs in den Rhein zur Anlage einer Siedlung einfach die besten Voraussetzungen.
Man kann also sagen, dass aus der Niedersburg heraus sich das heutige Boppard entwickelte.
Somit kommt auch der Niedersburger Nachbarschaft eine ursprüngliche Bedeutung zu.
Wenngleich auch heute leider keine Dokumente mehr die Geschichte der Niedersburger Nachbarschaft belegen, kann man unterstellen, dass diese Nachbarschaft zu den ältesten in Boppard zählt, ja vermutlich sogar die Älteste Nachbarschaft überhaupt ist.
Im Jahre 1887 kam es zu einer Spaltung der Niedersburger Nachbarschaft in die Obere und die Untere Niedersburger Nachbarschaft. Der Tradition der Grenzziehung durch geographische Gegebenheiten wurde auch nach dieser Teilung gefolgt, sodass sich seit dieser Zeit das Gebiet der Oberen Niedersburger Nachbarschaft auf die Fläche zwischen dem Burdenbach im Süden und dem Königsbach im Norden erstreckt.
Die Nachbarschaften entstanden ursprünglich aus den sogenannten Brunnengemeinschaften. Die damals sieben Brunnen im Stadtgebiet Boppard gewährleisteten die Versorgung der Bevölkerung mit Frischwasser und mussten von daher sorgfältig gepflegt und geschützt werden. Nach und nach kamen jedoch noch weitere Aufgaben im Rahmen der "erweiterten Nachbarschaftshilfe" hinzu. Gegenseitige Hilfeleistung und Unterstützung in Notfällen bis hin zu Beistand beim Tod eines Familienmitglieds machten die Nachbarschaften zu existenziellen Einrichtungen.
Der Ausbau der Sozialsysteme nahm im Laufe der Jahre wieder Aufgaben von den Nachbarschaften weg. Sie heute aber nur noch als Festgemeinschaften zu verstehen wäre jedoch falsch, denn auch heute sind Nachbarschaftshilfe und Unterstützung in der Not noch immer wesentliche und unverzichtbare Bestandteile der Nachbarschaftsarbeit.
Weitere Aufgaben sind aber auch hinzugekommen.
So zeichnen die Nachbarschaften heute für viele Maßnahmen verantwortlich, die der Verschönerung der Stadtbildes dienen. Sogenannte Patenschaften der Nachbarschaften über touristisch interessante und bedeutsame Objekte bieten die Gewähr der ständigen Pflege und entlasten damit auch finanzielle die Stadt Boppard.
Die Obere Niedersburger Nachbarschaft zeichnet verantwortlich für die Kreuzgruppe "Schunks Kreuz", die Ome-Anlagen und die Schutzhütte Sabelsköpfchen
Weitere Ausführungen zur Geschichte der Nachbarschaft finden Sie in dem Beitrag von Professor Dr. Dr. Pauly aus der Reihe "Beiträge zur Geschichte der Stadt Boppard von Ferdinand Pauly", Band 2: Die Nachbarschaften